Österreich ist ein vermeintlich kleines Land, das, wenn man es zu Fuß über die Alpen durchqueren möchte, plötzlich einschüchternd groß wirkt. In Österreich gibt es unzählige Täler und Gebirgsgruppen und am liebsten hätten die zwei sie alle kennengelernt.
Sie wanderten durch Regionen mit klingenden, über die Grenze hinaus bekannte Namen. Natürlich waren auch für die beiden das Montafon, das Zillertal, das Gesäuse, die Rax oder der Neusiedlersee keine Unbekannten. Aber was ihnen fehlte, waren greifbare Assoziationen zu den einzelnen Regionen. Sie wollten leere Namen mit Gefühlen verknüpfen. Wollten Erinnerungen an den vielen schönen Ecken sammeln, um sie aus der persönlichen Bedeutungslosigkeit zu tragen. Und nichts auf der Welt ist besser dafür geeignet, als sich zu Fuß auf den Weg zu machen.
Mittlerweile ist es für Angelika und Reinhard nicht mehr einfach nur das Zillertal, sondern es ist jenes Tal, in dem sie von den reich geschmückten Kühen beim Almabtrieb überrascht wurden, oder wo sie der Dampflock zusahen, wie sie sich durch das Tal schlängelte und weißen Dampf in den Himmel spuckte oder wo sie zum ersten Mal mehr als 30 Kilometer an einem Tag marschierten. Wenn sie vom Gesäuse sprechen, denken sie nicht mehr an „irgendeinen schönen Nationalpark in der Steiermark“, sondern erinnern sich an drei intensive Tage, die sich mit unzähligen Erlebnissen und Bildern für immer in ihren Köpfen eingebrannt haben: Sie geraten ins Schwärmen, denken and die unfassbar schönen Herbstfarben, an die Oberst Klinke Hütte und ihren tollen Hüttenwirt, an die idyllisch gelegene Hesshütte, an das Frühstück am Berggipfel bei Sonnenaufgang, an den Moment, als sie aufgrund von Höhenangst umdrehen mussten oder an den schwierigen Abstieg, der sie die letzten Kräfte kostete. Diese Erinnerungen erwecken die Orte für Angelika und Reinhard mit Leben und sie konnten dem zuvor leeren Namen ein ganz persönliches Gesicht geben.